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Stadtbad im Kulturausschuss: "Spannende Angelegenheit" 19.12.2004 
Stadtbad im Kulturausschuss: "Spannende Angelegenheit"
Saarbrücker Zeitung Sonntag, 6./7. November 2004 von Alexandra Raetzer

Seit 2001 steht das ehemalige Saarbrücker Stadtbad leer. Die Projektgruppe Stattbad möchte dort ein europäisches Kulturzentrum einrichten, das die kreativen Kräfte der Region bündelt. Jetzt wurde das Konzept im Kulturausschuss vorgestellt. Ausgesprochen positiv waren die Reaktionen der Fraktionen am Donnerstag im Kulturausschuss des Saarbrücker Stadtrats.

Adressaten des parteiübergreifenden Lobes waren die Vertreter der Projektgruppe Stattbad. Sie haben viel Zeit und Kreativität investiert, um ein detailliertes Konzept für ein „Europäisches Kulturzentrum Stattbad" zu erarbeiten. Auf Antrag von Karin Nehl (FDP) erhielt die Projektgruppe nun Gelegenheit, ihr Vorhaben im Kulturausschuss vorzustellen.

Martin Heuer, Initiator der Projektgruppe und Vorsitzender des jüngst gegründeten Vereins Stattbad und der Architekt Werner Spengler, ebenfalls Gründungsmitglied des Vereins, präsentierten die Kernpunkte ihres Konzeptes und erörterten anhand der Kriterien Zukunftsfähigkeit, Attraktivitätssteigerung, Verkehrsbelastung, Finanzierung und finanzielle Folgekosten die Vorteile ihrer Idee. 2006, im Jahr des 100-jährigen Bestehens des 1906 erbauten Bades, wolle man mit dem Kulturzentrum starten, sagte Heuer. Möglich sei es, das Gebäude nach und nach für eine neue Nutzung umzugestalten, erklärte Spengler. Heuer hob die „positive Strahlkraft" eines europäischen Kulturzentrums in Saarbrücken hervor. Damit trete die Landeshauptstadt in Wettbewerb mit anderen urbanen Zentren wie Trier, Nancy, Luxemburg und Metz. Attraktiv sei ein Kulturzentrum Stattbad nicht nur für Bewohner der Stadt und des Stadtteils sondern auch für Touristen. Zudem sei das Stadtbad verkehrstechnisch hervorragend angebunden. Die Kosten für die Anschubfinanzierung belaufen sich laut Heuer nach ersten Schätzungen auf vier bis sechs Millionen Euro. Aufgebracht werden könne ein Großteil dieser Summe über EU-Förderprogramme. Um konkrete Zahlen zu erhalten würde sich der Verein Stattbad wünschen, dass die Stadt einen kompetenten Sachverständigen wie etwa die GIU (Gesellschaft für Innovation und Unternehmensförderung) mit einer Kostenberechnung beauftragt, erklärte Werner Spengler. Den Bodenwert des Stattbads samt Grünfläche bezifferte Tony Bender vom Gebäudemanagement-Betrieb (GMS) auf rund drei Millionen Euro. Durch den Leerstand entstünden jährlich Kosten in Höhe von 22000 Euro.

Als Rechtsform könnten sich die Stattbad-Initiatoren nach Auskunft von Heuer eine Kultur GmbH oder eine Stiftung vorstellen. Die Idee, eine Stiftung einzurichten, bezeichnete Stefan Weszkalnys (CDU), Sachverständiger im Kulturausschuss, als „ganz ausgezeichnet". Weszkalnys regte einen Umzug der Volkshochschule des Stadtverbandes in ein mögliches Kulturzentrum Stattbad an. Außerdem schlug er vor, eine Arbeitsgruppe zu gründen, die sich mit Detailfragen sowie der Finanzierung des Stattbad-Projektes beschäftigen soll. Wenig Sympathie hegt Weszkalnys hingegen für das Vorhaben der Landesentwicklungsgesellschaft ein Mehr-Generationen-Haus zu errichten: „Es gibt keinen Beweis dafür, dass ein solches Projekt auch abgesetzt werden könnte." Denn die LEG habe bislang keine Marktbefragung durchgeführt. Zudem gebe es in der Stadt genügend freie Flächen. Richard Borg, kulturpolitischer Sprecher der CDU-Stadtratsfraktion, begrüßte den Vorschlag, eine Arbeitsgruppe zu gründen. Peter Bauer (SPD) sprach sich dafür aus, das Thema zunächst im Bauausschuss zu diskutieren. „Wir müssen genau definieren, welche Angebote in ein solches Kulturzentrum passen", betonte Martin Sand, kulturpolitischer Sprecher der SPD. Eine bloße „Verlagerung" anderer Angebote dürfe es nicht geben.

Bürgermeister Kajo Breuer, der den Vorsitz im Kulturausschuss übernommen hatte, bezeichnete den Vorschlag des Vereins Stattbad e.V. als "eine äußerst spannende Angelegenheit".

Hintergrund: Das ehemalige Stadtbad in der Saarbrücker Richard-Wagner-Straße steht seit 2001 leer. Zwei Konzepte werden derzeit in den kommunal- politischen Gremien der Landeshauptstadt diskutiert. Das Konzept der Projektgruppe Stattbad, die sich inzwischen als Verein Stattbad e.V. organisiert hat, sieht vor, den Gebäudekomplex zu erhalten und als europäisches Kulturzentrum zu nutzen. Die Schwimmhallen sollen als Spielstätten für Theater-, Kino- und Musikveranstaltungen dienen, vor- gesehen sind außerdem Ateliers, Proberäume für Musiker, Seminarräume sowie Kooperationen mit unterschiedlichsten Kulturschaffenden aus der Großregion. Die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) hingegen schlagt vor, das Stadtbad abzureißen und an seiner Stelle ein Wohnhaus für „Generationen-Wonnen" zu errichten. Ein konkretes Konzept will die LEG jedoch erst dann erarbeiten, wenn der Stadtrat grünes Licht für das Vorhaben gegeben hat.

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